Rhye Home (Caroline/Universal)
Das dritte Album "Home" von Rhye, dem Projekt des in Los Angeles lebenden
Musikers Michael Milosh, folgt auf sein 2018er-Album "Blood" und dreht sich um die Idee des Zuhauses als Keimzelle von Community und Kreativität. Mit seiner klassischen Synthese aus Beats, orchestralen Verzierungen, Piano-Figuren und sinnlichen Vocals klingt "Home" vertraut, aber lebendiger denn je. "Black Rain", die erste Single, zeigt einmal mehr Miloshs Händchen für zeitgemäße Soundstrukturen und fabelhafte Instrumentierung. Home" bietet, wie schon die ersten beiden Alben "Woman" und "Blood", einen bezaubernden Mix aus Soul, Pop und Electro. Sinnlich, sexy und überaus
stilvoll. Klingt in etwa, wie eine Mischung aus Sade, Sébastien Tellier und Frank Ocean. Milosh zieht mal wieder alle Register seines Könnens. Ein
Lichtblick in düsternden Zeiten. Hopeful Sounds!
(CH)
Still Corners The Last Exit (
Wrecking Light Records)
Schön, das immer mal
wieder Veröffentlichungen gibt, auf die man sich hundertprozentig verlassen
kann. Das fünfte Album des britischen Dream-Pop Duos
‚Still Corners‘ zählt da zweifelsfrei dazu. Mit dem schimmernden
Wüsten-Noir-Sound, für den die Band bekannt geworden ist, geht es auf „The Last
Exit“ auf eine hypnotische Reise, eine Reise durch verfallene Städte, voller
mysteriöser Formen, bei denen die Grenze zwischen dem, was da ist und dem, was
nicht da ist, verschwimmt. „The Last Exit“ besteht aus elf wunderschön
gestalteten Songs mit organischer Instrumentierung, sauber getönter Gitarre,
geräumigen Trommeln und dem rauchigen Gesang von Tessa Murray. Das Album wurde
durch die Pandemie stark beeinflusst. In diesem Kontext entstanden Songs wie „Crying“, „Static“ oder „Till We Meet Again“,
die über die Auswirkungen der Isolation und das Bedürfnis nach sozialen
Kontakten und Intimität reflektieren. Magic Moments! (CH)
Kiwi Jr. Cooler Returns (Cargo)
Das neue Jahr beginnt
zumindest für Freunde des guten alten Indie-Rock der späten 80er Jahre ganz
formidabel. Die Jungs aus Kanada musizieren Low-Fi
und Garagen-mäßig los, als gebe es kein Morgen. Flotte Melodien, in diesem
Genre eher eine ungewöhnliche Mundharmonika, überschäumende „Ah-Ah-Ah“-Chöre, Schrammelgitarren soweit das Auge reicht, ein Honky Tonk-Piano, scheppernde
Drums und ein solides Bassspiel evozieren Vergleiche von Pavement über die Strokes, Jonathan Richman bis zu
den Violent Femmes. Have fun, fuck the
virus! HS
Ryan Edmond From The Start (Pop Up Rec.)
Von Australien ist der Troubadour
ins kühle Schweden gezogen. Von diesem Umzug handelt auch ein großer Teil der
Songs des Debütanten. Was gleich beim verträumt-romantischen Opener,
„Stockholm“ heraussticht ist das von Ihm selbst geblasene Kornett (das ja eher
im Jazz, bei Großmeister Louis Armstrong zu Hause ist), das immer wieder schöne
Eckpunkte neben der allgegenwärtigen Akustikgitarre setzt. Melancholischer
Indie-Folk mit starken Melodien. HS
Jarle Skavhellen
Beach Street (Nettwerk)
Wenn Tucker Martine (u.a.
R.E.M., The Decemberists, Neko Case, The Jayhawks) als
Produzent zeichnet, ist das schon die halbe Miete. Er hat seinen unzähligen
Klienten schon immer das richtige (Americana-)Mäntelchen geschneidert. So auch
für die zart besaiteten, eher dem Folk Noir zuzurechnenden Liedern des
norwegischen Singer/Songwriters, wo Tucker Martine in der Reduktion das
richtige Stilmittel gefunden hat. HS
Dirty Projectors 5 EP`s (Domino)
Zu Beginn des letzten
Jahres begannen die Dirty Projectors
mit der Veröffentlichung diverser EP`s. Ziel war es,
jedem Bandmitglied einmal den Gesang zu überlassen. Das breite Stil- und
Gesangsspektrum liegt jetzt in geballter Form in einem 20 Songs umfassenden
Kompendium vor. Die Sammlung präsentiert den dynamischen, Art-Breitband-Sound
der Band und spinnt die emotionalen und klanglichen Fäden zu einem Ganzen mit
Doppelgitarren, vokalen Zwischenspielen und ohrenbetäubenden Refrains.
Friedman, Douglass, Slipp und Longstreth tauschen
Verse und Harmonien aus; Schlagzeuger Mike Johnson treibt die Arrangements
voran. Zum Träumen schön. HS
Nubiyan Twist Freedom Fables (Strut Rec)
„Freedom Fables“, das dritte Werk des Londoner Musiker-Kollektivs
ist ein Werk voller Farbe und Struktur, Substanz und Schönheit. Eine Hommage an
traditionellen Jazz, Afrobeat und Highlife, aber auch
Dub-Reggae, HipHop, Nu-Jazz, Trip-Hop, Garage und Broken Beat spielen eine Rolle. Aufgenommen wurde mit
diversen Gastsäger*innen, der Bekannteste davon wohl der ghanaischen
Highlife-König Pat Thomas. Exotisch, schillernd,
cool und ein absoluter Tanzbodenfeger. HS
NEØV Pictures Of
A Good Life (Clouds Hill)
Die inzwischen zum Duo
geschrumpfte Kapelle aus den Weiten Finnlands, klingt auf Ihrem vierten Album
durchaus urban. Markanter, extrem druckvoller Drum-Sound, explosive,
quecksilberne E-Gitarren und ein sehr kompaktes Soundbild zeichnen dieses
impulsive Album, das gar nicht so nach typisch skandinavisch
Melancholie klingt aus. HS
Israel Nash Topaz (Rough Trade)
Der Singer/Songwriter,
der eigentlich ein richtiger Rocker mit soulgefärbten Stimmbändern ist, hat ein
Album aufgenommen, das psychedelisches 60er Laurel Canyon-Flair mit fetten
Bläsersätzen und jubelnden Gospelchören verbindet. Die Melodien sind exquisit und
schimmern im Morgentau, gehen runter wie Öl und machen dieses Album zum ersten
Highlight des noch jungen Jahres. HS
The Pineapple Thief The Soord
Sessions Vol. 4 (K Scope)
Vorerst letzter Teil der Acoustic-Sessions von Pineapple Thief-Frontmann Bruce Soord.
Akustik- und Electric-Gitarre, Stimme und ein paar
Ansagen genügten, um diese spontan im Studio auf Vinyl gebannten Aufnahmen aus
dem Back-katalog der Band zu bewerkstelligen. Kann gut sein, dass in diesem
Jahr doch noch ein paar Ausgaben folgen werden, hoffen wollen wir es trotz der
Güte des Materials lieber nicht. HS