Politik, Verschwörungstheorien und alte Diskussionsmuster

Seit Wackersdorf hat sich nichts geändert

Medien-Hype, Hysterie & Medien-Manipulation

welchen Virus feiern wir 2021?

Wirtschaft

Profiteure & Verlierer

Sterben, Tod, Gesundheit

Wir brauchen eine Diskussion und neue Orientierung: JETZT! – nicht nach Corona

Schluß & Ausblick

Wir nehmen uns und dem Planeten die Luft zum atmen

START

Vor ein paar Jahren haben wir an dieser Stelle eine Geschichte erzählt, die in der aktuellen Situation kaum treffender sein könnte:

Der Teufel und Gott gehen spazieren und dabei lässt Gott ein kleines Stück Wahrheit auf die Erde fallen. Gott frägt den Teufel, warum er es nicht aufhebt, er sei doch bestimmt daran interessiert, dass die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Doch der entgegnet ganz entspannt: "Ach weißt Du, irgend jemand findet es, hält es für die ganze Wahrheit und geht allen anderen damit auf die Nerven!"

Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas bringt es auf den Punkt: "So viel Wissen über unser Nichtwissen gab es noch nie"


Und es ist ebenfalls eine Zeit her, dass wir das Buch "Den Weg des Tigers gehen" von Paul Kendel (Theseus Verlag) vorgestellt haben. Es handelt von seinen Erfahrungen als amerikanischer Soldat im Irak. Hier beschreibt er u.a. seinen ersten Einsatz. Eine Straßensperre soll das Schmuggeln von Bomben und Waffen für Terroristen verhindern. Dabei erschießt seine Einheit fast einen Gemüsehändler. Aus Versehen. Nachdem der Kühler seines Autos zerschossen wurde, steigt der Mann aus seinem Auto, geht an die Ladefläche – die Soldaten reißen ihre MPs in die Höhe – und holt sich dort eine Gurke, um sie zu essen.

Wie kann man solch ein Verhalten erklären? Das permanente Ausgesetztsein und Erleben von Gefahr und Tod macht Menschen irgendwann gleichgültig, stumpft sie ab. Kein menschliches „System“ kann dies auf Dauer ständig und ohne Folgen aushalten.

Wir erachten mittlerweile die unfassbare "Informations"-Flut als das gefährlichere Virus. Weil sie die Menschen abstumpft und gleichgültig macht. Dabei ist das Allerwenigste wirkliche Information, sondern meist nur Vermutungen. Niemand muss sich wundern, wenn immer weniger Menschen die eigentlich einigermaßen sinnvollen Maßnahmen (wie Abstand und Masken in Geschäften u.ä. <<< aber auch hier diskutieren die Fachleute kontrovers!) nicht mehr einhalten. Weil sie des Ganzen einfach mehr und mehr müde werden. Und gleichzeitig so gut wie keine Möglichkeit haben, aktiv auf eine Veränderung der Situation einzuwirken.

Von daher wird dieses Editorial sehr wahrscheinlich das Letzte sein, das wir zu Corona und "Krise" schreiben werden. Wir möchten nicht auch n o c h mehr zu diesem Informations-Tsunami beitragen und haben uns vorgenommen, auch nicht mehr dauernd darüber zu diskutieren. Wenn, dann werden diese Themen nur noch als "Randerscheinung" bei uns auftreten. Wir haben angekündigt, dass wir dieses Editorial schreiben werden und deswegen machen wir es hier auch. Auch wenn wir mittlerweile ganz klar anders darüber denken.

Es gibt in der ganzen Situation kaum haltbare Fakten. Das allermeiste sind Theorien. Und davon gibt es gerade sehr sehr viele, auch Gegensätzliche. Und immer mehr Zahlen, die sich immer mehr widersprechen. Jimmy Carter hat einmal gesagt: "Die Theorie ist eine Vermutung mit Hochschulbildung". Was wir wissen ist, dass dieser Virus gefährlich ist und dass das Sterben, dass er verursacht, extrem schmerzlich ist und belastend für alle Beteiligten.

Das Virus zu leugnen wäre ungefähr so, als wenn man sagen würde: ich bin im Krieg, aber den Fliegeralarm nehme ich nicht ernst. Ich geh raus – und mir wird schon nichts passieren. Das kann ich auf eigene Verantwortung für mich tun, aber ich sollte nicht die Tür zum Luftschutzkeller offen lassen, wo andere Menschen versuchen, Schutz zu finden. So viel Verantwortung für andere sollte schon möglich sein. Will heißen: ich sollte mich so verhalten, dass ich andere nicht in ihrem Schutzbedürfnis gefährde. Wenn ich mein Leben aufs Spiel setze, ist das meine Entscheidung. Bzw. sollte meine Entscheidung sein, was es ja momentan nicht ist …. Aber es wird mich nicht umbringen, wenn ich beim Einkauf eine ½ Stunde lang eine Maske aufsetzen muss (Ausnahmen gibt es natürlich immer). Da gibt es wirklich Schlimmeres. Und das hat etwas mit Respekt vor den anderen und deren Leben und Entscheidungen zu tun.

Der Umgang mit dem Virus erschafft aber eine Situation, die an Komplexität kaum zu überbieten ist. Und Komplexität mögen die meisten Menschen nicht. Sie macht Angst, weil sie eben nicht einfach, sondern unübersichtlich ist. Dann entscheiden sich Viele für "ein kleines Stück Wahrheit" und rennen den vermeintlichen Wahrheits-BesitzerInnen hinterher. Das ist bequem, weil man die Widersprüche nicht mehr aushalten muss. Und es ist auch bequem, wenn es schief geht. Dann kann ich nämlich dem vermeintlichen Wahrheits-Besitzer die Schuld zuschieben. Er hat mich angelogen und die Unwahrheit gesagt.

Ein erwachsenes Verhalten wäre: Eigenverantwortung übernehmen, umfangreicher informieren, Widersprüche aushalten, trotzdem besonnen bleiben ...

Weil die aktuelle Krise so komplex ist, werden wir hier einige Aspekte besonders beleuchten:

Politik, Verschwörungstheorien und alte Diskussionsmuster

Wir leben nicht in einer Diktatur, wir leben in einer Demokratie im Ausnahmezustand. Ich kann morgen hergehen und eine Partei gründen und mich für die Abschaffung aller Corona-Beschränkungen einsetzen. Ich kann vor Gericht klagen, Petitionen starten, eine Zeitung heraus geben, Blogs, Podcasts u.v.m. (z.B. dieses Editorial) verfassen und könnte dabei auch ziemlich krudes Zeugs behaupten (was ich natürlich nicht tun will), ohne in Gefahr zu geraten, dafür eingesperrt zu werden. Das geht in einer Diktatur nicht! Auch das unterschiedliche Vorgehen der einzelnen Bundesländer – auch wenn es mittlerweile überdurchschnittlich verwirrend ist – ist ein klares Anzeichen für eine funktionierende Demokratie.

Trotzdem ist es mehr als verständlich, wenn es zu Verschwörungstheorien kommt. Wir müssen nur an die zahllosen Skandale denken, die sich deutsche und internationale PolitikerInnen in den letzten Jahren geleistet haben, um das Mißtrauen der Menschen zu verstehen. Und es fallen einem Schlagworte ein wie Edward Snowden, Wikileaks und Julian Assange . Oder denken wir nur an den aktuellen BND-Skandal. Oder die "Abwesenheit" der Regierung im Dieselskandal. Oder an die Beratungsaffäre um die damalige Verteidigungs-Ministerin Von der Leyen

Oder den Fall Amthor, oder, oder, oder…

Etliche PolitikerInnen verbreiten darüber hinaus Angst und arbeiten mit dem "schlechten Gewissen", wo eindeutig Vertrauen in die BürgerInnen und Selbstkritik der Verantwortlichen angebracht wäre. Seit Wackersdorf hat sich nichts an der Diskussionskultur geändert! Wer sich nicht Corona-konform äußert, wird in die Weltverschwörer-Ecke und Aluhut-Träger-Fraktion abgestellt. Damit kann man alles abstrafen, was einem nicht in den Kram paßt. Darf eigenständiges Denken und das Vertreten einer anderen Meinung nicht mehr sein? Oder gar mit Psychiatrie bedroht werden? Dann müßte jeder Autobahnraser sofort eingeliefert werden! Dann steht es wirklich nicht gut um unsere Demokratie! Gerade dann haben die Demonstrationen ihre Berechtigung, auch wenn sie oft schlecht gelaufen sind, was Abstandsregelungen u.ä. betrifft.

Hier gut, da böse. So einfach hätten wir das Leben gerne – ist es aber nicht.

Was passiert hier? Antwort: SPALTUNG! Ein/e Einzelne/r maßt sich an, Recht zu haben – die „Wahrheit“ zu besitzen und andere, die dem Gesagten nicht zustimmen, abzustrafen. Hilft das irgendjemandem weiter? Nein! Ist das lösungsorientiert? Nein! Wird das Gegenüber als GesprächspartnerIn mit seinen Sorgen ernst genommen? Nein! Das alles betrifft übrigens beide Seiten in der oft hitzig geführten Diskussion.

In der Wirtschaft kann man in Teams dieses Verhalten beobachten, wenn Fehler gemacht wurden. Wer argumentiert lösungsorientiert – und wer will sich nur aus der Verantwortung stehlen und anderen die Schuld zuschieben? Da ist leicht auszumachen, wer teamfähig ist. Etwas heftig hat es einmal Loriot (1923 – 2011) ausgedrückt: "In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen"

Es ist allerdings auch so, dass wenn wir (manchen) PolitikerInnen (und manchen JournalistInnen) die Deutungshoheit über unser Leben absprechen, sie sich im Kern ihrer Existenzberechtigung bedroht fühlen. Da ist aggressives Abwatschen aus der eigenen Verletztheit heraus ein probates Mittel. Aber eben nicht hilfreich.

Nochmal kurz zum Thema Angst. Sowohl in Deutschland als auch in Österreich sind regierungsinterne Papiere aufgetaucht, in dem "Experten" empfohlen haben, mit Angst in der Kommunikation zu arbeiten!

Angst und Stress schwächen das Immunsystem. Dazu gibt es etliche Studien. Wenn also eine Regierung bewusst mit Angstmacherei arbeitet / arbeiten will, dann ist das 1. schlecht und 2. beweist es, dass die Mächtigen scheinbar nicht viel von uns BürgerInnen halten.

Wenn Menschen demonstrieren, dann war das leider noch nie eine Anregung für die Politik, einmal darüber nachzudenken, dass etwas falsch läuft und sie an (Teilen) der Gesellschaft vorbei regiert oder ihre Vorgaben nicht ausreichend gut dargelegt hat. Oder dass ihr Verhalten inkonsequent und unüberlegt war (Fasching, Skiurlaub, Starkbierfeste, Durchführung der Kommunalwahlen, obwohl die Corona-Gefahr schon lange bekannt ist) und vielleicht mal eine klare Selbstkritik angesagt wäre. Dann würden mehr BürgerInnen ihren PolitikerInnen vielleicht auch wieder mehr vertrauen. Wenn Menschen nicht ernst genommen werden und man ihnen gegenüber widersprüchliches Verhalten an den Tag legt, dann werden sie vorsichtig, misstrauisch, und gehen in Alarm-Stellung.

Was uns ärgert in der aktuellen Situation, ist die schier überbordende Profilierungssucht einiger PolitikerInnen. Wenn wir genau hinschauen, wie sich das alles entwickelt hat, dann sollten ganz viele Leute vielleicht einfach sehr still sein und eben auch Fehler und Versäumnisse eingestehen. Denn Fehler machen ist nichts Schlimmes (siehe oben). Aber sich selbst auf die Schultern zu klopfen und sich als souveränen Krisenmanager hinzustellen, nachdem Fehler gemacht wurden, verspätete und hektische Maßnahmen ergriffen wurden - das ist schon speziell. Die Maßnahmen- und Regulierungsflut in der Anfangszeit der Krise war so heftig, dass viele Menschen irgendwann gar nicht mehr wussten, was jetzt gerade Sache ist. Das ging /geht auch Verantwortlichen z.B. in Behörden und bei der Polizei nicht anders. Auf der ersten Weidener Demonstration sind PolizistInnen ohne Masken direkt durch die Menge gelaufen und standen auch hinterher in Gruppen ohne Mindestabstand zusammen. Achtung: das ist kein Vorwurf, aber niemand braucht sich zu wundern, wenn dann Otto-Normalverbraucher nicht mehr durchblickt!

Wir kennen Krankenschwestern, die auf Corona-Stationen arbeiten/gearbeitet haben, auf denen es nicht genügend Schutzmaterial für sie gab. 2008 während der Schweinegrippe wurde rechtzeitig und ausreichend vorgesorgt. Schutzmaterial, Desinfektionsmittel, Pandemie-Pläne. Alles war vorbereitet. 2020 hatte es das Gesundheitsministerium nicht einmal nötig, auf mehrmalige Anfragen von Ausrüstern von Schutzmaterial zu antworten. Schriftliche Warnungen über das drohende Ausmaß der Krise im Februar etwa vom Schutzmaterial-Importeur Franz Mensch oder vom Virologen Alexander Kekulé wurden von der Bundesregierung zunächst nicht beantwortet.

(03.02.2020 "Wir sind gut vorbereitet")

(Bundesregierung erkannte Gefahr zu spät)


Kurz nachdem Anfang Juni Thüringen etliche Maßnahmen zurück genommen hat, haben sich die bayerischen PolitikerInnen Huml und Söder mal wieder eifrig zu Wort gemeldet und das Vorgehen als unverantwortlich gerügt. Das Bundesland, das seit Monaten mit den höchsten Fallzahlen brilliert, meint, es müsse anderen erklären, wie es geht. Von was soll denn hier abgelenkt werden? Diese Frage drängt sich geradezu auf. Um mal ein hinkendes Beispiel zu bringen: das ist ungefähr so, wie wenn nach einem Formel-1-Rennen, der letzte dem Sieger erklärt, wie man Rennen gewinnt. Wir fragen uns nur, warum sich die meisten anderen Bundesländer und LandesfürstInnen das einfach so gefallen lassen?

Wir vermerken das jetzt mal hier an dieser Stelle – wir könnten es auch an zahlreichen anderen Stellen in diesem Text tun: uns mag nicht passen, was etliche PolitikerInnen oder VirologInnen äußern oder tun. Aber ihnen anonyme Drohpakete und Morddrohungen zu schicken, wie es bei Söder und Drosten geschehen ist: das geht überhaupt nicht! Wie armselig ist das denn? Wer sich in seinen (demokratischen) Grundrechten bedroht fühlt, greift nicht zu undemokratischen, kriminellen Mitteln. Mehr gibt es dazu eigentlich überhaupt nicht zu sagen!

Medien-Hype, Hysterie & Medien-Manipulation.

Gerade hier haben Medien eine hohe Verantwortung, denn sie tragen viele Haltungen und Meinungen in die Gesellschaft und beeinflussen diese massiv.

Welchen Virus feiern wir 2021? Das schon gebetsmühlenartige "Wir-bleiben-zuhause-Mantra" etlicher Stars und Sternchen (und schwarzer Löcher) in den Medien wurde mit der Zeit unerträglich. Vieles glich einer überbordenden Inszenierung. Wir finden uns alle so toll und wir halten alle zusammen und wir haben uns alle lieb. Gleichzeitig liefen bei den Behörden täglich neue Denunzierungs-Anzeigen von Nachbarn oder KollegInnen ein. Auch das war/ist Realität, die aber in der Enthusiasmus-Phase meist nicht oder gar nicht in den Medien erwähnt wurde.

Und es war/ist schon ein mediales Dauerfeuer, was hier in Corona-Zeiten abgebrannt wird. Und von Kriegsschauplätzen ist bekannt und erforscht, dass das psychische Abwehrsystem von SoldatInnen unter Dauerfeuer irgendwann zusammenbricht (Quelle: Deepak Chopra – Das heilende Selbst). Und wir verweisen nochmal auf das Buch "Den Weg des Tigers gehen" vom Textanfang. Irgendwann stumpfen die Menschen ab bei permanenter Bedrohungslage. Ist das gewollt?

Das scheint bei den Medien immer noch nicht angekommen zu sein. Lieber mit der nächsten Katastrophen"meldung" die Angst schüren, um damit die Auflagen / Einschaltquoten in die Höhe zu treiben. Geschieht das nur aus alter Gewohnheit? Vernunftorientierte, aufklärende Information sieht anders aus.

Auch jetzt noch, Stand Mitte Juni, kann man jeder Menge ExpertInnen zuhören, die früher oder später äußern, dass man wenig Sicheres weiß und vieles nur Vermutung ist. Fast jeden Moment kommen neue Zahlen, neue Untersuchungen, Meinungen, Vermutungen hinzu – eigenartigerweise immer hinterlegt mit dem Rosa-Rauschen des „wir brauchen mehr Daten“.

Auch die Art und Weise wie einige Medien - viele, aber NICHT ALLE - mit der Situation; und damit auch mit uns BürgerInnen umgehen ist in unseren Augen, gelinde gesagt, schwach. Einige Beispiele:

Auf einer Informationsplattform im Internet finden wir Anfang Mai einen Artikel über den „schwedischen Weg“. Der Artikel führt sehr nüchtern die Zahlen auf, dass z.B. Österreich, Deutschland wenig Tote zu verzeichnen haben (jeweils ca. 100), Schweden ungefähr 200 und Länder wie Spanien, Frankreich und Italien jeweils 500 – 700 Tote. Dazu erwähnt der Artikel noch, dass die WHO diesen schwedischen Mittelweg ausdrücklich lobt.

Ein paar Stunden später finden wir einen anderen Artikel zum "schwedischen Weg" (dazu später noch mehr), der allerdings das Lob der WHO und die hohen Zahlen von Frankreich, Spanien und Italien einfach weglässt. Plötzlich hat Schweden einfach doppelt so viele Tote – und das ist natürlich gefährlich. Das ist nicht nur ein "kleines Stück Wahrheit", sondern hier kommt ein klassisches zweites menschliches Merkmal hinzu: ich nehme nur die Wahrheit an, die mir in den Kram passt. Den Rest blende ich aus. Und so entsteht dann etwas, was schon knallhart an einer Lüge vorbei schrammt. Oder Manipulation.

Die "wirkliche Wahrheit" werden wir erst "hinterher" wissen (und selbst dann vielleicht nicht). Jetzt besitzt niemand die ganze Wahrheit und hat komplett "recht". Jede/r, die/der etwas anderes behauptet, ist in unseren Augen ein Scharlatan.

Ein weiteres Beispiel (das wir leider nicht mehr belegen können): Im Innenministerium ist ja ein Papier aufgetaucht, das mithilfe von hochkarätigen Wissenschaftlern zustande gekommen ist und unautorisiert an die Öffentlichkeit gelangte. Besagtes Papier kommt zum Schluss, dass der Umgang mit dem Corona-Virus ein "globaler Fehlalarm" sei, die Bundesregierung selbst leiste sich "gravierende Fehlleistungen des Krisenmanagements". Der Mitarbeiter aus der Abteilung KM (Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) wurde umgehend beurlaubt. Auf einem renommierten Online-Portal wird erwähnt, dass besagtes Papier auf "Tichys Einblick" - einem Internetportal und Zeitung - aufgetaucht sei. Diese Publikation scheint am rechten Rand der Medienwelt angesiedelt zu sein. Mit diesem Hinweis wurde der Verfasser des BMI-Papiers automatisch ganz schnell diskreditiert. Um den Inhalt ging es gar nicht.

Ein paar Tage später fordern CDU-Politiker, besagtes Papier ernst zu nehmen. Wir besuchen nochmal das Informationsportal, das mit der Diskreditierung spielte - und siehe da: kaum hat das Papier ernstzunehmende politische Relevanz bekommen, ist der Hinweis auf die rechtslastige Seite verschwunden.

Auch große Sender wie die ARD sind nicht frei von Spitzfindigkeiten und "Feinschleifungen". Hier noch ein kleines Beispiel: (Affäre um Heinsberg-Protokoll: ARD trickste, um Armin Laschet Lügen vorzuwerfen)

Daher unsere Bitte – immer wieder: informiert Euch über mehrere Quellen. Es gibt schon viel zu viele Menschen, die einfach ihrer „Wahrheit“ nachlaufen und den Rest gerne ausblenden. Aber verschiedene „Wahrheiten“ auszuhalten ist schwierig.

Wirtschaft

Wir sind keine WirtschaftsexpertInnen und können hier nur begrenzt etwas dazu sagen. Aber einige Dinge sind uns schon aufgefallen. Auch was die Wirtschaft betrifft, gibt es genügend "Verschwörungstheorien". Auch die glauben wir nicht, aber wir wissen, dass es Profiteure aus dieser Krise gibt, die die Situation auszunutzen wissen. Das war schon immer so, seit es Katastrophen, Kriege, (Wirtschafts-)Krisen auf der Welt gibt.

Eine Sache ist uns besonders aufgefallen. Ende Mai stolperten wir über einen Artikel in Forbes, in dem Goldman & Sachs den "schwedischen Weg" kritisiert.

Wieso kritisiert Goldman & Sachs ausgerechnet den schwedischen Weg - und nicht z.B. den amerikanischen oder den spanischen (auch hier fehlt übrigens wieder das zu dieser Zeit aktuelle Lob der WHO für die Schweden – s.o.)? Oder nicht den belgischen Weg? Ein Land das zum damaligen Zeitpunkt mit vielen anderen Ländern auch, trotz scharfer Lockdown-Maßnahmen, mehr Todesopfer zu beklagen hatte wie Schweden. Auch Schwedens Wirtschaft kommt ins Straucheln, weil sie stark vom Export abhängig ist. Aber sie wird wohl nicht so starke Einschnitte erleben wie andere vom Shut-Down betroffene Länder. Wieso hat also Goldman & Sachs den schwedischen Weg ins Visier genommen? Es ist bekannt, dass sich mit dem „Wetten“ auf konkursgehende Firmen auch Geld verdienen lässt. Was ist also das wirkliche Interesse? – Da darf man schon stutzig werden…

Von Erwin Pelzig gibt es übrigens einen schönen Auftritt bei „Neues aus der Anstalt“, wo er die internationalen Verbindungen von Goldman & Sachs aufzeigt. Der Beitrag ist zwar schon etwas älter (2012), aber viel dürfte sich nicht daran geändert haben. Verwunderlich ist, dass das Publikum noch lacht

Auch, wenn es uns hart trifft und die meisten aktuell noch nicht gut mit dieser völlig neuen Situation umzugehen gelernt haben: weltweit gibt es JETZT - und schon lange vor Corona - rund 1 Milliarde Menschen, die mit ca. 1,90 Dollar pro Tag auskommen müssen. Diesen Menschen wird es durch die wirtschaftliche Entwicklung durch die Shut-Downs noch schlechter gehen. Wir können nicht einfach sagen, wir haben es in Europa/Deutschland ja noch ganz gut - und übersehen dabei, dass es die Ärmsten der Armen noch härter trifft. Wir haben eine Pandemie, keine Europa- oder Deutschland-Epidemie! Der wirtschaftliche Shut-Down in Europa und den Industrienationen verursacht weltweit Armut und Hunger, mehr Tote durch andere Krankheiten, mehr zerstörte private wie wirtschaftliche Existenzen – kurz: Die Maßnahmen ziehen massive und nicht nur in Geld und Todeszahlen zu bemessende Kollateralschäden nach sich. Weltweit.

Wenn wir unsere jeweils neue EXPULS-Ausgabe verteilen, kommen wir mit Menschen aus allen möglichen Berufsständen zusammen. Und fast überall zeigt der Shut-Down Auswirkungen, die wir nie vermutet hätten. Nur ein Beispiel: wir dachten zunächst, dass es Bäckern und Metzgern gut gehen müsse, weil: Lebensmittel brauchen ja alle. Aber auch hier überall eingeschränkte Umsätze, Kurzarbeit - das Geschäft mit der Gastronomie ist weggebrochen, Catering-Aufträge bleiben aus, usw., usw.

Und besonders hart trifft es natürlich den Kulturbetrieb. Denn hier wird auch in absehbarer Zeit nur ganz wenig gehen. Welche KünstlerInnen, die mit ihrem Können ihren Lebensunterhalt bestreiten, werden auf absehbare Zeit mit einem zahlenden Publikum von 50 Personen auskommen können? Welche professionellen VeranstalterInnen können damit ihre laufenden Kosten bestreiten, geschweige denn den Lebensunterhalt?

Sollte eine zweite Welle kommen, wird sich das bis 2021 weiter durchziehen und vermutlich darüber hinaus. Der von vielen ersehnte Impfstoff wird nicht innerhalb von einem Jahr kommen, auch wenn „der Seehofer“ da etwas anderes behauptet und ungerechtfertigte Hoffnungen macht. Ernsthafte Quellen gehen von einer Zeitspanne von mindestens zwei Jahren aus.

Wer sich mal etwas umfassender informieren will, wie es einzelnen Selbstständigen, Alleinerziehenden oder Pflegekräften tatsächlich geht, dem sei dieser Beitrag empfohlen

EXISTENZEN WERDEN VERNICHTET. Wir als EXPULS erleben gerade hautnah, wie es ist, wenn es eigentlich keine wirklichen Optionen gibt. Dabei haben wir den Vorteil, dass wir keine langfristigen Verträge mit anderen Firmen haben, Leasing-, Pacht- oder Mietverträge erfüllen müssen, ein Mitarbeiterstamm zu finanzieren ist. Wir haben schüchterne, noch unwägbare Optionen für die Zukunft, wie wir uns alternativ finanzieren können. Und trotzdem lähmt diese Ungewissheit! Wir waren überrascht, wie massiv wir das am eigenen Leib erfahren haben. Die Juni-Ausgabe mit ihren 8 Seiten war eine Qual. Wenn wir für eine normale Ausgabe so viel Zeit und Energie bräuchten, würden wir im Jahr eine Ausgabe heraus bringen.

Auch hier ist die Frage berechtigt: ist es gewollt, dass ganze Gesellschaften und Wirtschaftssysteme paralysiert werden und irgendwann nicht mehr können oder "wollen"?

Auf einen Aspekt, der vielen nicht bewusst ist, weist unsere Titelseite der Sonderausgabe hin. Ein kleiner Junge stemmt einen älteren Mann samt Gewichten. Die vielgerühmten Rettungsschirme zahlt ja nicht irgendwer! Die werden von den jetzigen jungen und den kommenden Generationen bezahlt. Aber auch das ist „normal“, das war nach dem 2. Weltkrieg schon so und nach der Wiedervereinigung auch. Und vermutlich wird das auch wieder funktionieren. Aber es sind halt keine anonymen Konstrukte, sondern Menschen, die das zahlen werden. Auch hier wäre mehr Transparenz angesagt.

Sterben, Tod, Gesundheit

Ist Menschlichkeit reduzierbar auf Gesundheit - und wenn ja, welche Gesundheit? Eine Grundsatzdiskussion ist - JETZT - notwendig! Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier u.a. haben sich im Rahmen der Coronadiskussion mit der Äußerung hervor getan: "die Gesundheit habe zu 100 Prozent Vorrang". Das hatte sie noch nie! Sonst gäbe es in Deutschland nicht immer mehr privatisierte Kliniken, die profitorientiert denken (müssen). Und das geht zumeist an den Menschen aus. Seien es MitarbeiterInnen oder PatientInnen. Einen interessanten Beitrag hierzu unter folgendem Link. Hier attackiert der Arzt Bernd Hontschik massiv Gesundheitsminister Jens Spahn

Aber auch andere Zahlen und "Gesellschaftliche Konventionen" oder ungeschriebene Vereinbarungen widerlegen diese Behauptung. So gibt es jährlich in Europa 400.000 Tote, die vorzeitig aufgrund unserer Luftverschmutzung sterben.

Auch die Verkehrstoten oder die Menschen, die an Nebenwirkungen von Medikamenten sterben, sind durch gesellschaftliche Konventionen/Vereinbarungen "legitimiert". Würde die Gesundheit zu 100% Vorrang haben, gäbe es das alles nicht, bzw. nicht in diesem Ausmaß! Selbst Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat diese Diskussion mit seiner Aussage genährt, dass es keinen unbedingten Lebensschutz als oberste Prämisse politischen Handelns geben kann.

Die moderne Medizin hat den Prozess des Sterbens immer mehr in Richtung Tod und darüber hinaus verlagert. Darüber muss gesprochen werden, weil es im wahrsten Sinne des Wortes „unmenschlich“ ist. Das Sterben gehört zu unserem Menschsein dazu und ist durch die Errungenschaften der Medizin in Teilen inhuman geworden. Wir müssen uns über den Tod und das Sterben Gedanken machen. Das ist längst überfällig.

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Nicht die Gesundheit. Das stimmt nicht mit den gesellschaftlichen Vereinbarungen überein, wie wir oben belegt haben. Wo Leid und Tod unvermeidlich in unser Leben treten, stellt sich die Frage nach der Würde wie von selbst. Ersticken ist eine der grausamsten Todesarten. Unsere befreundeten Krankenschwestern von den Corona-Stationen haben uns davon erzählt. Das macht uns ohnmächtig. Aber über die endlose Diskussion über "Fallzahlen" vergessen wir die Würde. Ist es würdevoll, dass ein Mensch fast alleine sterben muß? Wir müssen "neue" (vielleicht alte) Wege im Umgang mit Sterben und Tod finden.

Schluß & Ausblick

Es wird keine einfachen Lösungen geben. Es wird viele verschiedene, kleine und große Lösungen geben, bei denen alle Beteiligten hoffentlich aufeinander Rücksicht nehmen. Gesellschaftliche und individuelle. Wir haben versucht, verschiedene Aspekte des Phänomens "Corona & drumrum" zu beleuchten, um es vielleicht besser verstehen zu können. Wenn wir die Titelseite dieser Sonderausgabe betrachten, sehen wir schon, wie „zerbrechlich“ gerade alles ist. Viele denken, sie hätten noch die Kontrolle und mit „Kraft oder Macht“ ließe sich irgendetwas bewerkstelligen. Nochmal: die Situation ist an Komplexität kaum zu überbieten. Und Komplexität mögen die meisten Menschen nicht. Komplexität macht Angst, weil sie unübersichtlich ist.

Das Schreiben dieses Editorials hat für unsere Verhältnisse unendlich lange gedauert. Wir waren zunächst, wie viele andere, gelähmt von den Ereignissen. Dann wollten wir versuchen, einen möglichst nüchternen Blick auf die Situation zu werfen, was nicht immer gelang. Und irgendwann ganz zum Schluss ist uns bewusst geworden, dass wir eigentlich überhaupt keine Lust mehr haben, uns weiter mit diesem Thema auseinander zu setzen. Das Wesentliche ist klar – oder sollte es eigentlich sein. Also hören wir damit auf, uns jeden Tag aufs Neue den Kopf darüber zu zerbrechen, sondern leben wieder lieber. Wir schauen nach neuen beruflichen Perspektiven, wir versuchen in unserem Handeln vernünftig, respektvoll und rücksichtsvoll zu sein.

Auch dieses Editorial ist nur ein kleines Stück der Wahrheit – und wir wissen nicht, ob sie am Ende richtig ist. Aber wir gaukeln uns zumindest nicht selbst eine kaum vorhandene Kontrollmöglichkeit in dieser verfahrenen Situation vor, indem wir unseren Mitmenschen unsere Wahrheit als die einzig Richtige um die Ohren hauen.

Die Unsicherheit bleibt, wir müssen lernen, mit ihr zu tanzen! That's it.

Der Dalai Lama hat in einer Rede einmal gesagt: „nach 60 Jahren Nachdenken bin ich zu einem Ergebnis gekommen: "nichts existiert unabhängig". Also bleiben wir verbunden, respektieren wir einander und lassen uns nicht von SpalterInnen aller Farben auseinanderbringen. Es droht wie so oft in Krisen, dass Menschlichkeit, Miteinander & Verstehen auf der Strecke bleiben - und nicht das Leben! Das Leben geht weiter, die Erde dreht sich weiter. Die spanische Grippe um 1918 hat 50 -– 100 Millionen Tote gefordert (bei damals ca. 1,7 Milliarden Weltbevölkerung). Die Menschheit hat es überlebt.

Wovor haben wir Angst in der Krise? Vor dem Virus? Nein. Wir haben Angst um unser Leben. Bzw. wir haben letztlich Angst, dass wir es nicht richtig gelebt haben – und uns jetzt die Zeit ausgeht dafür. Von daher verstehen wir sogar viele junge Menschen, die um ihren Schutz bemüht sind, weil sie noch fast ein ganzes ungelebtes Leben vor sich haben. Wir persönlich haben keine Angst, weil wir unser Leben leben. Wir lieben es und wollen noch möglichst viele Möglichkeiten haben, es weiter zu leben. Aber wir haben bisher schon erfüllende Erfahrungen gemacht, schwierige Situationen gemeistert. Liebe gegeben und erfahren…

Wie wollen wir die nächsten Jahre leben? In Angst? Was "rauben" wir den jungen Generationen, wenn wir so weiter machen? Schon jetzt spürt man eine bedrückende, völlig andere Stimmung und Energie in der Gesellschaft, völlig egal wohin man kommt. Die Kinder werden das mit Sicherheit spüren und irgendwann verinnerlichen. Wollen wir das?

Was kommt nach Covid? Was machen wir beim nächsten Virus, der nächsten Katastrophe? Gehen wir wieder so unkoordiniert damit um – und verlieren darüber das Mensch-Sein aus den Augen?

Es wird kein "wenn-Corona-vorüber-ist" geben. Corona ist "nur" der Höhepunkt einer menschlichen Lebensweise, die diesen Planeten - und damit unsere Umwelt - zugrunde richtet. Wer denkt, es könnte einfach so weiter gehen, irrt gewaltig! Corona ist ein weiterer Sargnagel, der aus unserem rücksichtslosen Handeln geschmiedet ist! Neueste Studien zeigen, dass unser Lebensstil mit einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur weiterhin Pandemien begünstigen wird. - Kurzfassung: durch menschliches Vorgehen bedrohte Tierarten tragen eine doppelt so große Virenlast wie andere Gattungen.

Der Dalai Lama sagte in einem Beitrag sinngemäß, dass wir uns unheimlich viel einbilden auf unsere wissenschaftlichen, technischen oder kulturellen Errungenschaften. Aber jetzt in diesem Moment gibt es immer noch Krieg & Mord, Ausbeutung, Unterdrückung, Zerstörung. Und daran hat sich seit Jahrtausenden nichts geändert.

Corona greift u.a. die Atemwege an, wir holzen die "grünen Lungen" des Planeten ab, Meerestiere ersticken an unserem Plastikmüll. Rassismus führt zu "I can't breathe". Smog verschmutzt die Welt. Alleine in Europa sterben jährlich frühzeitig 400.000 Menschen (siehe oben) an den Folgen unserer Luftverschmutzung. Angst blockiert nachweislich die Atmung - und zur Zeit gibt es viele AngstmacherInnen!

Wir ersticken diesen Planeten und alle Lebensformen - uns inbegriffen. Wir rauben uns und anderen den Atem - mit dem Bestreben nach immer mehr materiellem Besitz & Status! Atmen ist die unmittelbarste Ausdrucksform des Lebens. Höchste Zeit, wieder mit einem "natürlichen Atmen" zu beginnen - und die anderen (mit-)atmen zu lassen! Oder, um es mit Nelson Mandela zu sagen: "Was im Leben zählt, ist nicht, dass wir gelebt haben. Sondern, wie wir das Leben von anderen verändert haben."

AUSBLICK: betrachtet man die Entwicklung der gesamten Menschheit einmal positiv, dann stand am Ende jeder Krise "mehr Freiheit", – "mehr Leben", – "mehr Glück". Das sollten wir bei all dem Chaos, das uns gerade umgibt, nicht vergessen. Auch wenn viele von uns gerade nicht das Licht am Ende des Tunnels sehen: es ist da!

ENDE: Und ein sehr kritisches Zitat sei an dieser Stelle erlaubt. Wie gesagt, wir glauben, dass wir in einer Demokratie leben und nicht in einer Diktatur. Aber gerade in Krisenzeiten müssen wir sehr genau hinschauen, wie der Hase läuft. Und eine Möglichkeit wäre die von Aldous Huxley:

"Die perfekte Diktatur wird den Anschein einer Demokratie machen, einem Gefängnis ohne Mauern, in dem die Gefangenen nicht einmal davon träumen auszubrechen. Es ist ein System der Sklaverei, bei der die Sklaven dank Konsum und Unterhaltung ihre Liebe zur Sklaverei entwickeln."

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